Der Plan für das Training zum Erztaler Radmarathon
Der Erztaler hat ein spezielles Training verdient. Bis zum Erztaler Radmarathon sind es heute noch genau 40 Tage. Außer dem Wintertraining auf der Rolle und einigen Trainings im Freien von ca. 2 Stunden machte mein Trainer enduco noch keine Anstalten, mal ein längeres Training zu fordern. Heute steht beispielsweise ein 50 minütiges Grundlagentraining auf dem Programm. Ich habe ja noch immer Vertrauen in meinen Trainer, aber ein wenig Abweichung wird er mir hoffentlich verzeihen.
Der Erztaler Radmarathon hat ja die Form einer 8, zwei Schleifen, die sich einen Streckenabschnitt teilen. In dem Sinne dachte ich die eine 3 zu fahren, also Hinweg, gemeinsame Strecke und dann, ohne die 2. Schleife direkt den Rückweg. Das ergibt in der Planung etwa die Halbe Strecke und mehr als die Hälfte der Höhenmeter. Mit dabei ist der Anstieg von der Südseite des Erzgebirgskamms (Krupka) auf den Kamm (Mückentürmchen)
Vorbereitung zum Erztaler-Training
Es war eine Strecke von über 100 km zu absolvieren, bei 20 km/h Durchschnittstempo also 5 Stunden. Verpflegungsstationen hat für mich niemand aufgebaut und Sonntags ist die Versorgung eingeschränkt. Ich habe mir erstmalig in meinem Leben Kohlenhydrat-Hydrogel in meine Trinkflaschen gefüllt. Weiterhin die Strecke auf meinen Garmin Edge geladen und die Schläuche aus dem Rad ausgebaut. Ich hatte gelesen, dass sowohl die Felden wie auch die Mäntel auf meinem Rad Tubeless-Konfiguration ermöglichen. Da dadurch eine Pannen-Quelle wegfällt und der Komfort erhöht wird, habe ich das gleich umgesetzt. Außerdem muss ich ja jedes Gramm Gewicht sparen, das ich leider noch immer zu viel habe. Der Berg sieht ja nur das Gesamtgewicht 😉
Die Trainingsfahrt
Um 8:00 Uhr ging es dann los. Das Wetter unterstützte den Trainingsgedanken mit Gegenwind in erheblicher Stärke. Trotzdem war die erste Etappe bis Frauenstein leicht und ich war noch sehr optimistisch. Weiter ging es auf der Kammstraße Richtung Tschechien. Die Straße war neu gebaut und noch eine Sackgasse, so dass sich der Verkehr sehr in Grenzen hielt. In welligem Gelände ging es gut vorwärts, immer knapp unter 200 W, um nicht zu überpacen. Dann war die Baustelle für die weitere Erneuerung der Kammstraße erreicht und ich musste ca. 2 km über die abgefräste Schotterpiste fahren. Mal sehen, wie die Strecke zum Erztaler dann gestaltet wird. Durch die Baustelle mit der ganzen Meute scheint mir unmöglich. Noch einige wellige Kilometer und Moldau als Grenzort auf Tschechischer Seite war erreicht. Ab dort begann für mich Neuland. Auf recht rauem Asphalt ging es dann steil das Erzgebirge hinunter, vorbei am Ski-Zentrum des Stürmers. Bei den Straßenverhältnissen und der unbekannten Strecke immer auf der Bremse, schlecht natürlich für die Durchschnittsgeschwindigkeit. Unten angekommen (Hrob) war der nächste Abschnitt die Fernverkehrsstraße nach Dubi. Zum Glück ist dort ein „Radweg“ markiert. Trotzdem fahren die Autos recht schnell vorbei. Na ja, bis Dubi sind es 5 km und ich habe es überstanden. Von Dubi nach Krupka sind es dann wieder kleinere Straßen und es geht fast ausschließlich durch Ortschaften. Leider sind auf beiden Teilstecken noch einige Passagen bergab, was meine Bedenken vor dem großen Anstieg wachsen ließ.
Der Hauptanstieg des Erztalers
Dieser war in Krupka dann recht überraschend erreicht. Zum Glück hatte ich wegen meiner defensiven Fahrweise schon einen kleinen Gang geschaltet und es ging nach links in eine steile Steigung.

Reines Strampeln reichte zu Beginn des Anstiegs nicht. Die steilsten Abschnitte sind gleich am Anfang, aber das wusste ich dort ja noch nicht. Mir wurde Angst und Bange, nicht für das Training, da sind ja Pausen möglich, aber für die Veranstaltung. Die Werte können dem Screenshot entnommen werden. Dass ich 400 W Leistung schaffe erstaunt mich immer wieder, allerdings halte ich das nicht lange durch. Wie auf dem folgenden Bild zu sehen, ist das Mückentürmchen nach eine halben Stunde noch weit entfernt. Ja, es ist auf dem Bild wirklich zu sehen 😉

Nach einer Stunde und lediglich zweier Fotopausen stand ich dann am Mückentürmchen. Mir ging es noch ganz gut, aber eine längere Pause gönnte ich mir.

Theoretisch ging es von nun an abwärts. In der Realität allerdings haupsächlich mit meiner Form. Nach ca. 80 km kamen erste Krämpfe auf, erst erstaunlicherweise in der Wade, dann auch in den Oberschenkeln. Zum Glück gingen die Krämpfe wieder vorbei, aber waren natürlich immer im Kopf und ich kannte nun die Strecke wieder und wußte von den Anstiegen, die auf den letzten Kilometern noch warteten. Mit abnehmender Reststrecke wuchs allerdings mein Optimismus und die letzten Berge im Ort konnte ich wieder mit 300 W bezwingen.
Verpflegung
Die Verpflegung während einer langen Fahrt ist weiterhin ein Problem für mich. Obwohl ich die Notwendigkeit kenne, trinke ich zu wenig. Am Mückentürmchen habe ich die erste 750 mL Flasche geleert. Da hätten schon beide alle sein müssen. Die Norm ist ja eine Flasche pro Stunde. Daran muss ich weiterhin arbeiten. Eine weitere Verpflegung, die ich zusätzlich ins Programm nahm, war allerdings ein Eisgarten in Schmiedeberg. An einem Pott Kaffee und zwei Kugeln Eis kam ich nicht vorbei. Resümieren kann ich, dass ich auf der ganzen Fahrt weder Hunger noch Durst bekam.
Fazit des Trainings
Das Fazit ist gespalten. Ersteinmal habe ich die Strecke geschafft. Das kann ich positiv vermerken. 114 km mit 1926 Höhenmetern hören sich meiner Meinung nach gut an. Der Erztaler ist aber doppelt so lang und hat noch einige Höhenmeter zu bieten. Das hätte ich heute sicher noch nicht geschafft. Tja, und dann die Fahrzeit. Kontrollschluss ist bekannter Maßen nach 11 Stunden. Die heutigen sieben Stunden sind sicherlich nicht ausschließlich der Kaffeepause zuzurechnen. Es wird in den nächsten 40 Tagen nach einem Wunder gesucht.

Wie ich mit meinem Trainer weitermache ist mir auch nicht ganz klar. Vielleicht er hat meine Ziele schon still und heimlich aufgegeben und will mich nur gesund weitertrainieren. Das könnte er mir dann allerdings auch sagen. Meine Trainingsgenauigkeit liegt bei 78%. Das mag schlecht sein und meinen Trainer verwirren. Aber ich erwarte schon, dass er mir sagt, wenn Saisonhöhepunkte nicht mehr realistisch sind. Ich werde das ganze flexibel abwarten, möglicherweise beginnen ja ab übernächster Woche die langen Einheiten. Für morgen hat er mir allerdings frei gegeben.

Deine Fahrt, Erztaler Training, hört sich sehr interessant und anstrengend an. Hoffentlich ist das nicht zu viel. Wer überwacht bei solchen Aktivitäten den Gesundheitszustand? Für mich ist der Beitrag sehr interessant.